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Alle gegen Putin

Bis vor kurzem unvorstellbare Aktionen: Wie Regierungen, Konzerne, Organisationen und Privatpersonen gegen Putins Regime vorgehen – die grosse Übersicht.

Yannick Wiget, Patrick Vögeli, Marc Brupbacher, Mathias Lutz
Aktualisiert am 4. März 2022
«Es ist das erste Mal seit dem Ende des Kalten Krieges, dass fast die ganze Welt zusammenhält. In meinen wildesten Träumen hätte ich eine solche Solidarisierung nicht erwartet.» Das sagte der frühere russische Schachweltmeister Garri Kasparow im Interview. Kasparow ist seit Jahren ein Gegner von Wladimir Putin, der sich mit der Ukraine-Invasion noch viel mehr Feinde gemacht hat. Der russische Präsident und seine Regierung geraten von allen Seiten unter Druck. Eine Übersicht:

Ukrainische Flüchtlinge sind willkommen

Basel-Stadt, Graubünden, Bern, Zug und Zürich bereiten rasch und unkompliziert die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Viele weitere Kantone haben ebenfalls damit begonnen, zusätzliche Unterkünfte zu suchen und in Betrieb zu nehmen. Zahlreiche Menschen haben Kontakt mit den Behörden aufgenommen, um ihnen ihre Hilfe bei der Unterbringung der Flüchtlinge anzubieten. Bis jetzt haben sich einige Hundert ukrainische Flüchtlinge in den Schweizer Bundesasylzentren gemeldet.

Der Bundesrat will in einer Woche über die Aktivierung des Status S für ukrainische Flüchtlinge entscheiden. Es gehe um die rasche und unbürokratische Aufnahme von Menschen, die das Land wegen des Krieges verliessen, sagte Justizministerin Karin Keller-Sutter. Mit dem Status S würden die Geflüchteten rasch ein Aufenthaltsrecht in der Schweiz erhalten, ohne dass sie ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen müssten.

Auf der Spendenplattform Campax erklärten sich weit über 7000 Schweizer Haushalte bereit, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Damit stehen mehr als 24’000 private Betten zur Verfügung.

Seit Kriegsbeginn sind schon über eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen, wie Zahlen des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR1 Element/Icon/14/External_Story Link_narrow@1.5x zeigen. Die meisten haben umliegende Länder aufgesucht. Polen, wo viele Flüchtende Verwandte haben, verzeichnet mit Abstand den grössten Ansturm. Aber auch Ungarn, das eigentlich nicht als freundlich gegenüber Flüchtlingen gilt, hat schon viele Menschen aufgenommen.

Die UNO rechnet mit bis zu vier Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern, die das Land verlassen könnten – es droht die grösste Flüchtlingskrise in Europa in diesem Jahrhundert.

Der Wohnungsvermittler Airbnb hat angekündigt, dass er bis zu 100’000 Menschen aus der Ukraine zumindest vorübergehend eine kostenlose Unterkunft vermitteln will. Dafür hat das Unternehmen bereits Wohnungsanbieter in Polen, Ungarn, Rumänien und Deutschland angeschrieben.

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Schweiz spendet Millionen und schickt einen Hilfskonvoi

Um den Menschen vor Ort zu helfen, fuhr am Mittwoch ein Schweizer Hilfskonvoi mit sechs Lastwagen Richtung Ukraine los. Er bringt Defibrillatoren, Beatmungsgeräte, Hygienemasken, Operationskittel und medizinische Schutzanzüge. Am Dienstag war bereits ein Frachtflugzeug mit 25 Tonnen Hilfsgütern nach Warschau geflogen. Insgesamt hat der Bund ein Hilfspaket von acht Millionen Franken bereitgestellt.

  • Die Kantone Bern und Zürich spenden je eine Million Franken aus ihren Lotteriefonds für die humanitäre Soforthilfe.
  • Der Kanton Thurgau unterstützt über die Glückskette die Ukraine mit 100’000 Franken.
  • Der Schaffhauser Regierungsrat hat einen Beitrag von 84’000 Franken bewilligt. Graubünden spendet 200’000 Franken.
  • Zug stellt 250’000 Franken zur Verfügung.
  • Die Städte Winterthur und Wetzikon spenden je einen Franken pro Einwohner, also rund 118’000 respektive 26’000 Franken.
  • Der Kanton Wallis spendet 300'000 Franken.
  • Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) setzt vorerst 10 Millionen Franken ein, um den vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen zu helfen.
  • 31 Schweizer Privatradios haben an einem gemeinsamen Spendentag über eine Million Franken für die Ukraine gesammelt.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche liefert 150’000 Packungen des Antibiotikums Rocephin, mit dem bakterielle Infektionen behandelt werden.

Die Weltbank hat ein Hilfspaket in Höhe von drei Milliarden Dollar für die Ukraine angekündigt. «Mindestens 350 Millionen Dollar» Soforthilfen sollten bereits diese Woche freigegeben werden, erklärte sie.

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Hacker attackieren russische Websites

Die internationale Hacker-Gruppe Anonymous hat Angriffe auf Portale mehrerer russischer Staatsmedien verübt. Auf den Websites der staatlichen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti, der Zeitung «Kommersant» und der kremlfreundlichen Tageszeitung «Iswestija» war für einige Minuten folgende Botschaft zu lesen: «In einigen Jahren werden wir wie in Nordkorea leben. Warum muss das sein? Damit Putin in den Geschichtsbüchern landet? Dies ist nicht unser Krieg, beenden wir ihn!» Auch der russische TV-Sender RT wurde attackiert sowie die offiziellen Websites des Kreml, der Duma und des russischen Verteidigungsministeriums zum Absturz gebracht.

Der ukrainische Digitalminister Mychailo Fedorow rief Computernerds auf der ganzen Welt auf, sich seiner «IT-Armee» anzuschliessen. Fast 260'000 Menschen seien dem Aufruf bereits gefolgt, sagt Livia Tibirna, Analystin bei der Cybersicherheitsfirma Sekoia. Über den verschlüsselten Nachrichtendienst Telegram erhalten die freiwilligen IT-Krieger Zugang zu einer Liste potenzieller Ziele in Russland – Unternehmen und Institutionen, welche die Hacker angreifen sollen.

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Viele Länder liefern der Ukraine Waffen

Schweden gibt seinen bisherigen Grundsatz auf, keine Waffen in eine Konfliktregion zu liefern. Die Regierung schafft 5000 Panzerabwehrwaffen in die Ukraine. Finnland spendet 1500 Panzerabwehrwaffen und 2500 Sturmgewehre. «Das ist eine historische Entscheidung», sagte Ministerpräsidentin Sanna Marin. Schweden und Finnland sind keine Nato-Mitglieder. Die Debatte in den beiden Ländern über die Mitgliedschaft in dem Militärbündnis ist nun jedoch neu entfacht worden.

Auch für Dänemark ist es das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass Waffen in eine Kriegsregion geschickt werden. Deutschland hat ebenfalls einen Kurswechsel vollzogen und liefert 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ Stinger und 2700 Stück Flugabwehrraketen vom Typ Strela. Zudem haben Spanien, Portugal, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Tschechien, Estland, die Niederlande, Grossbritannien, Kanada und weitere Länder Waffenlieferungen an Kiew angekündigt.

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Musk schickt Satellitentechnologie in die Ukraine

Eine Lieferung von Endgeräten für den Satelliteninternetdienst Starlink des US-Unternehmers Elon Musk ist in der Ukraine eingetroffen. «Starlink – hier. Danke», schrieb der ukrainische Digitalminister Mychailo Fedorow auf Twitter an Musk. «Bitte», antwortete Musk. Starlink betreibt ein Netzwerk von mehr als 2000 Satelliten, das den Internetzugang in Gebieten ermöglichen soll, die nicht per Kabel ans weltweite Netz angeschlossen sind. Die Starlink-Geräte könnten dazu beitragen, Internet in Gebieten bereitzustellen, in denen der Zugang aufgrund des Angriffs von Wladimir Putin unterbrochen wurde.

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Sportwelt schliesst Russen aus

Das Internationale Olympische Komitee hat den Weltverbänden und Organisatoren von Veranstaltungen empfohlen, keine Sportler und Funktionäre aus Russland und Weissrussland mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen – es sei denn unter neutraler Flagge und ohne Hymne. Verbände verschiedener Sportarten haben sogar einen kompletten Ausschluss beschlossen.

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Fussball

Die Fifa und die Uefa schliessen sowohl die russischen Clubmannschaften als auch das Nationalteam aus allen laufenden Wettbewerben aus. Damit kann Russland nicht an der kommenden WM in Katar teilnehmen. Darüber hinaus beendete die Uefa die Zusammenarbeit mit dem russischen Sponsor Gazprom und verlegte den Final der Champions League am 28. Mai von St. Petersburg nach Paris.

Eishockey

Der Weltverband IIHF schliesst russische und weissrussische Teams aller Altersklassen bis auf weiteres von sämtlichen Wettbewerben aus. Die Nationalmannschaften verpassen die WM in Finnland (13. bis 29. Mai). Die U-20-WM, die Ende des Jahres in Nowosibirsk hätte stattfinden sollen, wird Russland entzogen. Ausserdem kappt die amerikanische Liga NHL die Geschäftsverbindungen mit Russland.

Leichtathletik

Der Weltverband World Athletics schliesst per sofort sämtliche Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Weissrussland von allen Veranstaltungen der Weltserie aus. Dazu gehören die Hallen-WM und die Freiluft-WM im Juli.

Skisport

Der internationale Ski-Verband FIS hat alle noch angesetzten Weltcupveranstaltungen in diesem Winter in Russland abgesagt. Zudem schliesst er die Teams aus Russland und Weissrussland von allen Wettkämpfen der restlichen Weltcupsaison aus. Der Ausschluss betrifft alle FIS-Sparten, neben Skifahren also auch Freestyle, Cross-Country und andere.

Weitere Sportarten

Einen kompletten Ausschluss russischer Teams bzw. Sportlerinnen und Sportler verhängen auch die Weltverbände für Volleyball, Reiten, Segeln, Basketball, Klettern, Ringen, Eiskunstlauf/Eisschnelllauf, Badminton, Rudern, Kanu und Rugby. Zudem hat die Formel 1 Russland aus dem Rennkalender gestrichen. Und auch die Paralympischen Spiele von Peking (4. bis 13. März) finden ohne Athleten aus Russland und Weissrussland statt.

Lufträume und Häfen werden gesperrt

Die EU, Kanada und die USA haben den Luftraum für russische Flugzeuge geschlossen. Russlands staatliche Airline Aeroflot und russische Privatflugzeuge dürfen auch in Grossbritannien und der Schweiz nicht mehr landen. Davon ausgenommen sind Flüge zu humanitären oder diplomatischen Zwecken.

Die Türkei hat eine Durchfahrt von Kriegsschiffen durch die Meerengen Bosporus und Dardanellen verboten. Das Land verurteilt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine scharf. Russischen Schiffen droht zudem ein Einlaufverbot in Häfen in der EU. Kanada und Grossbritannien haben ihre Gewässer und Häfen bereits für Schiffe in russischem Besitz geschlossen.

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Europa rüstet auf

Deutschland wird als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in die Bundeswehr investieren. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, der Bundeshaushalt 2022 werde einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für «notwendige Investitionen und Rüstungsvorhaben» ausgestattet. Er ergänzte: «Wir werden von nun an – Jahr für Jahr – mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts in unsere Verteidigung investieren.»

Auch Schweden will seine militärischen Fähigkeiten stärken und aufrüsten.

Auch die Nato will über eine weitreichende Aufrüstung im östlichen Bündnisgebiet beraten. «Wir erwägen nun ernsthaft eine erhebliche Verstärkung unserer Präsenz - mit mehr Truppen, mit mehr Luftverteidigung, mehr Abschreckung», so Generalsekretär Jens Stoltenberg.

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Weitere Länder wollen in die EU

Nach der Ukraine und Georgien will auch die Republik Moldau die EU-Mitgliedschaft beantragen. Demnach erwartet die Europäische Union die offiziellen Ersuchen aus Georgien und Moldau bis Ende der Woche. Die Bewerbung der Ukraine sei bereits beim Rat der EU eingetroffen und an die EU-Kommission weitergeleitet worden. Diese solle nun eine erste Einschätzung abgeben. Dies dauert in der Regel ein bis anderthalb Jahre.

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Freiwillige Kämpfer unterstützen die Ukraine

Lettland erlaubt seinen Staatsbürgern als Freiwillige auf ukrainischer Seite den Kampf gegen den russischen Angriff zu unterstützen. Das Parlament in Riga beschloss einstimmig die dazu nötigen gesetzlichen Voraussetzungen. Sie ermöglichen es lettischen Bürgern in der Ukraine zu dienen – ohne eine mögliche Strafverfolgung bei ihrer Rückkehr in das baltische Land befürchten zu müssen.

Offenbar mehr als 1000 Ausländer haben sich bisher nach ukrainischen Angaben dem Kampf gegen Russland angeschlossen. «Aus 16 Ländern weltweit sind bereits Freiwillige in die Ukraine gekommen, die bereit sind, Schulter an Schulter mit dem ukrainischen Volk gegen die Aggressoren zu kämpfen», sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba. Präsident Wolodimir Selenski hatte per Erlass die visafreie Einreise von Ausländern ermöglicht, die in einer internationalen Legion die Ukraine verteidigen sollen.

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Putin-Freunde werden isoliert

Die Massnahmen und der Druck aus dem Ausland setzen nicht nur der russischen Regierung und Wirtschaft zu, sondern auch den Freunden Putins. So hat Oligarch Alischer Usmanow sein Amt als Präsident des Fecht-Weltverbandes FIE abgegeben. Und der russische Milliardär Roman Abramowitsch hat den Verkauf von Champions-League-Sieger FC Chelsea angekündigt.

Auch Gerhard Schröder steht wegen seiner Russlandnähe in der Kritik. Der deutsche Alt-Kanzler ist eng mit Putin befreundet und Aufsichtsratschef des russischen Staatskonzerns Rosneft. Persönliche Mitarbeiter haben ihm nun den Rücken gekehrt. Das Schweizer Medienunternehmen Ringier hat das Beratermandat von Schröder auf Eis gelegt. Und der Deutsche Fussball-Bund (DFB) will ihm die Ehrenmitgliedschaft entziehen.

Auch Kulturschaffende sind betroffen. Das Royal Opera House in London hat geplante Gastauftritte des weltberühmten Moskauer Bolschoi-Theaters gestoppt. Die Münchner Philharmoniker beendeten die Zusammenarbeit mit dem russischen Stardirigenten und Putin-Freund Valery Gergiev. Die New Yorker Metropolitan Opera arbeitet vorerst nicht mehr mit Künstlern oder Institutionen zusammen, die Putin unterstützen. Das trifft auch auf Operndiva Anna Netrebko zu, die ihren Auftritt Ende März im Opernhaus Zürich abgesagt hat.

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Apple und weitere Weltkonzerne verlassen Russland

Nach dem Angriff auf die Ukraine ist Russland international zunehmend isoliert. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für einen Rückzug vom russischen Markt. Ein Überblick:

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Autoindustrie

Toyota, der grösste Autohersteller der Welt, schliesst seine Produktionsstätten in Russland. Honda exportiert ebenfalls keine Autos mehr nach Russland. Auch Volvo, Mazda, Harley-Davidson, Ford, General Motors, Jaguar, Land Rover, BMW, Mercedes-Benz und Aston Martin setzten Lieferungen aus. Volkswagen stoppte sowohl die Exporte als auch die Produktion in Russland.

Handel

Ikea kündigte an, die Tätigkeiten in Russland und Belarus einzustellen. Betroffen sind rund 15’000 Mitarbeiter. Auch das Bekleidungsunternehmen H&M will alle Geschäfte in Russland schliessen. Der Lebensmittelkonzern Nestlé stoppt die Werbeaktivitäten. Ab diesem Wochenende werden keine Webespots mehr im russischen Fernsehen gezeigt.

Energiesektor

BP, einer der grössten ausländischen Investoren in Russland, kündigte an, sich von seiner knapp 20-prozentigen Beteiligung am staatlichen Ölkonzern Rosneft zu trennen – Abschreibungen von bis zu 25 Milliarden Dollar könnten die Folge sein. Auch der US-Konzern Exxon Mobil will sich aus einem grossen Gas- und Ölprojekt in Russland zurückziehen. Der italienische Konzern Eni, Shell sowie der norwegische Staatskonzern Equinor und der norwegische Staatsfonds kündigten ebenfalls den Rückzug aus Russland an. Der französische Energiekonzern Total will keine neuen Investitionen in Russland mehr tätigen.

Logistik

DHL will seine Lieferungen nach Russland und Belarus aussetzen. Das Schweizer Logistikunternehmen Kühne+Nagel stoppte alle Lieferungen nach Russland. Auch UPS und Fedex liefern nicht mehr nach Russland. Auf dem Seeweg gelangt ebenfalls fast nichts mehr nach Russland. Die dänische Reederei Maersk, die Schweizer Firma MSC sowie der französische Konzern CMA CGM kündigten alle an, keine Aufträge für Lieferungen nach Russland mehr entgegenzunehmen. Auch Deutschlands führende Reederei Hapag-Lloyd teilte mit, bis auf weiteres nur noch Lebensmittel nach Russland zu transportieren.

Technologie

Die Musikplattform Spotify schloss ihr Büro in Russland, zudem wurden Inhalte entfernt, die von der russischen Regierung finanziell unterstützt werden. Auch der Computerhersteller Dell verkauft keine Produkte mehr in Russland. Russland verliert zudem mit Microsoft und Intel zwei der wichtigsten Zulieferer für seine Computer-Technik. Von Microsoft kommen neben dem Windows-System unter anderem auch die Office-Büroprogramme. Intel ist der grösste Anbieter von Prozessoren für Windows-PCs und Server. Apple kündigte an, keine Produkte in Russland mehr zu verkaufen und Dienstleistungen wie Apple Pay würden eingeschränkt. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hat auch der US-Zahlungsdienstleister PayPal seinen Service in Russland eingestellt. PayPal-Präsident Dan Schulman verurteilt in einer Erklärung die russische Invasion der Ukraine.

Auch Google setzt sein Anzeigengeschäft in Russland bis auf Weiteres aus. Betroffen sei Werbung sowohl im Umfeld der Internet-Suche als auch bei der Videoplattform Youtube. Airbnb stoppt seine Aktivitäten in Russland und Belarus ebenfalls.

Siemens stellte sein Neugeschäft ein: Alle neuen Geschäfte und internationalen Lieferungen nach Russland seien gestoppt worden. Auch die Telekommunikationskonzerne Ericsson und Nokia setzten Lieferungen nach Russland aus. Der US-Flugzeughersteller Boeing erbringt keine Serviceleistungen für russische Fluggesellschaften mehr – ein schwerer Schlag für die grösste russische Fluggesellschaft Aeroflot, welche die Boeing 737 und 777 nutzt.

Russische Gaspipeline wird gestoppt

Deutschland hat schon am 22. Februar auf die Aggressionen Moskaus reagiert und die Notbremse gezogen: Bundeskanzler Olaf Scholz stoppte das Projekt Nord Stream 2 , genauer gesagt das Genehmigungsverfahren für die umstrittene Gaspipeline.

Nord Stream 2 soll künftig Erdgas direkt von Russland nach Deutschland liefern, und zwar über die Ostseeroute. Damit will Putin die Ukraine umgehen und vom traditionellen Transit russischen Gases abschneiden. Kiew ist auf die Milliarden aus dem bisherigen Transitgeschäft dringend angewiesen und betrachtet die Pipeline als existenzielle Bedrohung.

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Russische TV-Sender werden verboten

Den russischen Staatsmedien RT (ehemals Russia Today) und Sputnik wird es in Europa sowohl im Fernsehen wie auch im Internet verboten, ihre Inhalte auf Deutsch wie auf Englisch, Französisch und Spanisch zu verbreiten. Alle EU-Länder sind aufgefordert, dies über ihre zuständigen Behörden umzusetzen.

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Keine BBC-Sendungen mehr in Russland

Die BBC und andere britische Produzenten von TV-Inhalten verkaufen keine Lizenzen mehr an russische Sender. Die BBC hat zudem ihre russischen Kunden darum gebeten, bereits gekaufte Episoden nicht mehr auszustrahlen. Betroffen sind unter anderem eine Tanzshow und die Sendung «The Green Planet» des Naturfilmers David Attenborough.

Die BBC hat zudem angesichts von Angriffen auf digitale Infrastruktur in der Ukraine zwei Kurzwellenfrequenzen für den BBC World Service reaktiviert. Das Radioprogramm werde für vier Stunden täglich in der Ukraine verfügbar sein. Gleichzeitig registrierte die BBC einen Anstieg der Zugriffszahlen auf ihrer russischsprachigen Website auf 10,7 Millionen Menschen innerhalb einer Woche – im Vergleich zu 3,1 Millionen Menschen im Vorjahreszeitraum. «Millionen Russen wenden sich der BBC zu», sagte BBC-Generaldirektor Tim Davie. Man werde den Menschen in Russland weiterhin Zugang zur Wahrheit verschaffen.

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Russische Finanzströme werden gestoppt

Die EU hat alle Vermögenswerte der russischen Zentralbank eingefroren. So will sie die Finanzierung des Krieges unterbinden. Transaktionen mit der Bank sind verboten. Die EU schloss zudem sieben russische Finanzinstitute aus dem Zahlungssystem Swift aus, darunter mit VTB die zweitgrösste Bank Russlands. Sie sollen von den internationalen Finanzströmen abgetrennt werden.

Zudem hat die EU begonnen, Vermögenswerte von russischen Oligarchen und Politikern zu beschlagnahmen. Betroffen sind unter anderen Kremlsprecher Dmitri Peskow, TUI-Grossaktionär Alexei Mordaschow, der Chef des Staatskonzerns Rosneft, Igor Setschin, sowie Michail Fridman, Chef der Alfa-Bank und viele mehr.

Auch die Schweiz macht mit. Nach wachsendem Druck hat sie sich den EU-Sanktionen in vollem Umfang angeschlossen. Die Vermögenswerte der von der EU sanktionierten Russen würden mit «sofortiger Wirkung» eingefroren. Auf der Liste stehen 122 Personen, darunter auch Kremlchef Wladimir Putin, sein Aussenminister Sergei Lawrow sowie Ministerpräsident Michail Mischustin. Die Sanktionen im Finanzbereich betreffen auch Vermögenswerte in Kryptowährungen. Das sei wichtig, da die Schweiz in diesem Bereich eine führende Rolle innehabe, sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin.

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Russland ist wirtschaftlich isoliert

Seit der Invasion in die Ukraine wurde Russland vom Westen mit zahlreichen Massnahmen bestraft. Zu den Wirtschaftssanktionen gehören unter anderem ein Ausschluss russischer Banken vom internationalen Swift-Zahlungssystem sowie Exportbeschränkungen für verschiedene Industriezweige.

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Energiesektor

Die EU verbietet den Verkauf, die Lieferung, die Weitergabe oder die Ausfuhr bestimmter Güter und Technologien für die Ölveredelung. Auch Dienstleistungen in diesem Sektor werden eingeschränkt. Ziel ist, Russland Möglichkeiten zur Modernisierung seiner Ölraffinerien zu nehmen.

Verkehrssektor

Die EU hat ein Ausfuhrverbot für Güter, Technologien und Dienstleistungen für die Luft- und Raumfahrtindustrie erlassen. Dazu gehören Flugzeuge, Ersatzteile und Ausrüstung für russische Luftfahrtunternehmen. Drei Viertel der russischen Verkehrsflugzeuge seien in der EU, den USA und Kanada gebaut worden.

Technologiesektor

Bestimmte Güter und Technologien dürfen nicht mehr ohne weiteres aus der EU und anderen westlichen Ländern nach Russland gebracht werden. Dazu zählen Mikroprozessoren oder Ausrüstung, die für die Produktion von Mikrochips benötigt werden. Auch die USA verbieten den Export von Hightech-Produkten nach Russland.